Vor kurzem verstarb Frau Krystyna Kozak. Die 1928 geborene Zeitzeugin des Holocaust war drei Mal an der Hochtaunusschule Oberursel, um über ihr Erlebnisse zu berichten. Weit über 1.000 Schüler*innen haben sie gehört, viele davon auch mit ihr sprechen können. Kaum jemand, der sie dabei kennenlernte, wird sie je vergessen. Besonders stark in Erinnerung bleibt ihr zutiefst gütiges und freundliches Wesen. Sie war frei von Hass und Bitterkeit gegenüber den Deutschen, obwohl sie von diesen doch so viel Schlimmes erfahren hat. Sie war ein bemerkenswerter Mensch! Die Schulgemeinde der Hochtaunusschule wird Frau Kozak in bester Erinnerung behalten und möchte ihrer in Ehren Gedenken!
Frau Kozak 2010 im direkten Gespräch mit Schülerinnen und Schülern
Krystyna Kozak erlebte als 10-jähriges Mädchen den Einmarsch der deutschen Wehrmacht im September 1939 und die Schrecken der Besatzungszeit in Polen bis 1945. Als Augenzeugin berichtete sie viele Jahre später seit 2002 davon an mehreren Schulen in Deutschland, darunter auch an unserer Hochtaunusschule in Oberursel.
Ihr fiel es nicht leicht, nach Deutschland zu kommen. Nach den schrecklichen Erfahrungen von 1939-1945, von denen sie die letzten 7 Monate im Lager Potulice verbrachte, wollte sie den Deutschen nicht verzeihen. Die Schmerzen, die schlimmen Träume, ... und doch hat sie die Kraft der Vergebung aufgebracht. Und diese Kraft haben Tausende von deutschen Schüler*innen in Oberursel, in Königstein, in Hofheim, in Ibbenbüren, in Kassel, in Menden spüren können, wenn sie vor ihnen stand. Selbst in ihrem Buch "Ein ganz gewöhnliches polnisches Mädchen", so sagten es Anfang Mai dieses Jahres Schülerinnen, die es im Unterricht gelesen hatten, sei diese Kraft spürbar.
Von 2002 bis 2012 hat Krystyna Kozak ihre Verantwortung, von der furchtbaren Zeit in Polen in den Jahren 1939-1945 zu erzählen, wahrgenommen. "Ich habe den Eindruck, dass ihr mir ein wenig von dem Ballast abnehmt, wenn ihr mir zuhört." sagte sie den Schüler*innen. Wir sind dieser ungewöhnlich tapferen und versöhnt lebenden Frau dankbar für ihr Zeugnis und ihre Kraft. Am Ende war sie glücklich, dass mit ihrem Buch ihre Geschichte nicht vergessen werden wird.